Ansatz

Praatpaal Hochschullehre

Hochschullehre ist eine Aufgabe, die vielen Anforderungen gerecht werden muss: Anforderungen der Gesellschaft und Politik, Anforderungen der Hochschul- und Fachbereichsleitung, Anforderungen der Kolleg:innen und anderen Öffentlichkeiten, Anforderungen der Studierenden sowie – last but not least – den eigenen Anforderungen als Lehrende:r.

Hochschullehre steht in der Kritik und ist kritisierbar, jederzeit. Und das ist gut so, denn das ist ihr Wesen, ihre Heimat: Sie steht wie jede andere wissenschaftliche Handlung in einem Begründungsdiskurs. Lehrende müssen also nicht nur Hochschullehre gestalten, sondern auch wissenschaftlich begründen können, warum ihre Lehrhandlungen zielführend und angemessen sind: Lehrende lehren Wissenschaft in einer dem Gegenstand angemessenen wissenschaftlichen Weise.

Diesbezüglich haben wir in Deutschland noch Luft nach oben, das liegt nur bedingt an den Lehrenden, die in der Regel ihr Bestes geben. Mit Norman Kerths Prime Directive (Projekt Retrospectives – A Handbook for Team Reviews. New York, 2001, S. 7).

„Regardless of what we discover, we understand and truly believe that everyone did the best job they could, given what they knew at the time, their skills an abilities, the resources available, and the situation at hand.“

Es steht dabei außer Frage, dass die „situation at hand“, also die strukturellen Bedingungen für Lehrende enorm herausfordernd sind. Bedingungen wie die hohe Prüfungslast und Lehrverpflichtung, das Reputationsgefälle zwischen Forschung und Lehre, das Lernen des Lehrens on the job – meist ohne Unterstützung, die eingeforderte Tradierung von hergebrachten Formaten und Formen der Hochschullehre sowie nicht zuletzt sowohl die wechselnde Qualität der Literatur zur Hochschullehre als auch die schlechte Auffindbarkeit von verständlichen Überblicksartikeln. Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich mehr Lehrpersonen einem sokratischen Eid verpflichtet fühlten.